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spielzeitheft16

STADTHAUPTMANN Meine Herrn, ich habe Sie hergebeten, um Ihnen eine höchst unangenehme Mitteilung zu machen: Ein Revisor kommt in unsere Stadt. Ein hoher Beamter aus Moskau. Inkognito. Ich habe es sozusagen geahnt. Die ganze Nacht habe ich von zwei gigantischen Ratten geträumt – schwarz und gefrässig. Sie kamen, fielen über alles her und hinterliessen ein Chaos! Ob Moskau sich dabei etwas denkt oder nicht, ich habe Sie jedenfalls gewarnt! Bringen Sie Ihre Angelegenheiten in Ordnung! Ich habe bereits gewisse Vorkehrungen getroffen und rate Ihnen allen dazu, besonders Ihnen, Filip Filippowitsch! Wenn dieser Beamte kommt, wird er die Krankenhäuser besichtigen – sorgen Sie dafür, dass alle Patienten ein sauberes Bett haben und nicht auf dem Boden herumliegen wie üblich! Tun Sie wenigstens so, als könnten Sie was für sie tun! Und verbieten Sie den Ärzten ihre schreckli- chen Zigarren! Mir wird jedesmal schlecht von dem Qualm! – Eine kleine Gemeinde abseits der Hauptstadt, vergessen vom Rest der Welt, versinkt im Schlamm aus Korruption, Faulheit und Inkom- petenz. Die Krankenhausflure sind in einem desolaten Zustand, der Gerichtsschreiber ist dauerbesoffen, der Richter glänzt durch Abwe- senheit, da er seine Zeit lieber auf der Jagd ver- bringt. Alle anderen Honoratioren der Stadt verspielen und vertrinken die Gelder des Staa- tes oder wirtschaften sich in die eigene Tasche. Ein herrliches Leben – bis sich die Nachricht verbreitet, ein Revisor sei inkognito auf dem Weg in die Stadt. Als der mittellose kleine Be- amte Chlestakow eintrifft und prompt jeder in ihm den Revisor ver­ mutet, überschlagen sich die Ereignisse: Alle versuchen mit heiler Haut davonzukommen und Chlestakow für sich zu gewinnen. Dieser nutzt seinen neu gewonne- nen Status schamlos aus, nimmt bereitwillig alle Vergünstigungen sowie Geldgeschenke an und scheut auch nicht vor falschen Ehe- versprechungen zurück. Bald steht die ganze Gemeinde Kopf . . . VON NIKOLAJ GOGOL 8 — 9

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