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spielzeitheft_17-18

12 — 13 THEOBALD Geschirr und Becher und Imbiss, da sie den Ritter erblickt, lässt sie fallen; und leichenbleich, mit Händen, wie zur Anbetung ver schränkt, stürzt sie vor ihm nieder, als ob sie ein Blitz nieder geschmettert hätte! Und da ich sage: Herr meines Lebens! Was fehlt dem Kind? schlingt sie, wie ein Taschenmesser zusammenfallend, den Arm um mich, das Antlitz flammend auf ihn gerichtet, als ob sie eine Erscheinung hätte. Der Graf vom Strahl, indem er ihre Hand nimmt, fragt: wes ist das Kind? Er schaut das Mädchen gedanken­ voll an, küsst ihr die Stirn und spricht: der Herr segne dich, und behüte dich, und schenke dir seinen Frieden, Amen! Und da wir an das Fenster treten: schmeisst sich das Mädchen, in dem Augenblick, da er den Streithengst besteigt, dreissig Fuss hoch auf das Pflaster der Strasse nieder: gleich einer Verlorenen, die ihrer fünf Sinne beraubt ist! Und bricht sich beide Lenden – Hier liegt sie nun, auf dem Todbett, in der Glut des hitzigen Fiebers, sechs endlose Wochen, ohne sich zu regen. Keinen Laut bringt sie hervor; kein Mensch vermag das Geheimnis, das in ihr waltet, ihr zu entlocken. Und prüft, da sie sich ein wenig erholt hat, den Schritt, und schnürt ihr Bündel, und tritt, beim Strahl der Morgen­ sonne, in die Tür: wohin? fragt sie die Magd; zum Grafen Wetter vom Strahl, antwortet sie, und verschwindet. Ein grosses historisches Ritterschauspiel von Heinrich von Kleist Eines Tages im Mittelalter kommt der tapfere Ritter Friedrich Wetter vom Strahl mit einer kleinen Reparaturarbeit an seiner Rüstung zu Theobald Friedeborn, dem Waffenschmied am Marktplatz von Heilbronn. In der Schmie- de begegnet der Ritter der Tochter des Waf- fenschmieds: Katharina, genannt Käthchen. Und von dem Augenblick an, in dem das Käthchen zum ersten Mal den Ritter erblickt, kann sie nicht mehr anders: sie muss ihm fol- gen – wie der Blitz schlägt der Ritter vom Strahl in ihrem Leben ein. Sie springt ihm aus dem Fenster hinterher, verletzt sich dabei le- bensgefährlich, doch kaum ist sie genesen, folgt sie ihm «wie ein Hund», lagert in seinen Ställen, und als der Ritter sie mit der Peitsche davonjagt, verzieht sie sich unter einen Holun- derbusch vor seinem Schloss Wetterstrahl. Dieser Zustand dauert an, bis Käthchens Vater

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