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spielzeitheft16

Das folgende klare und weitsichtige State- ment hat mich so sehr beeindruckt, dass ich es mit Ihnen teilen will: «Es ist absolut unbegreiflich, dass man in einer Zeit der Gewaltbereitschaft und des Verlusts ethischer Werte, einer gnadenlosen Verfla- chung der Fernsehprogramme und der ganzen Unterhaltungsindustrie immer noch nicht be- griffen hat, dass die vielleicht einzige Art, dem wirksam entgegenzusteuern, eine aktive Stüt- zung des kulturellen Lebens ist. Länder, die sich schleichend von der Kultur abwenden, werden eine bittere Rechnung präsentiert bekommen. Die Einsparungen am Kultur-Etat werden gi- gantische Folgekosten im gesellschaftspoliti- schen Bereich nach sich ziehen.» Dem ist von meiner Seite nichts hinzuzufü- gen. Sie werden überrascht sein, von wem diese Aussage stammt … Aber was ist es eigentlich, was Kultur so besonders, so einzigartig macht? In Ul- rich Woelks Dramatisierung von «Homo faber» findet die Figur Sabeth dafür eine besonders überzeugende Antwort: «Wie- viel Schönes gibt es doch in der Kunst! Wenn man nur behalten kann, was man gesehen hat, dann ist man nie leer oder wirklich einsam, nie allein. Die Kunst Liebes Publikum, ich begrüsse Sie ganz herzlich zur Spielzeit 2016/2017! verhindert es, dass wir einsam sind. Das stimmt wirklich!» Und ist nicht gerade das Theater die Einsam- keitsvernichtungsstätte per se? Wo sonst ver- bringt man gemeinsam einen Abend, in dem man in der ersten Reihe sitzend die Chance hat, von Schauspielern angespuckt zu wer- den? Wo sonst ist der Mensch so sehr Mensch, kann den Blick frei wählen auf Hände, Au- gen, Füsse der leibhaftig und live vor einem Spielenden? Sie dabei beobachten, wie sie sich verwandeln und dabei doch sie selbst bleiben, wie sie sich heimisch in ihren Rollen fühlen und doch zu gern aus der Rolle fallen, wie sie leben, lieben, leiden, als Bühnenfiguren sterben und als rea­ le Menschen auferstehen? Ein gelungener Theaterabend, egal ob Tra- gödie oder Komödie, egal ob klassisch oder zeitgenössisch, verströmt Emotionen, ist rei- ne Energie. Man kann sie nicht greifen, aber man kann sie spüren. Und Sie – unser Publi- kum – haben diese Saison wieder mehrmals die Möglichkeit, daran teilzuhaben. Fünf neue Inszenierungen planen wir für Sie: In Friedrich Schillers Politthriller ­ «Don Carlos» versucht ein Sohn, seinen Platz im Imperium des Vaters zu finden. In Nikolaj Gogols Verwechslungskomödie «Der Re- 2 — 3

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